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Neujahrsempfang der Eurojumelages Sektion Bonn im Rheinhotel Dreesen

„Ich bin der vierte Fritz“, so begrüßte uns Fritz Dreesen, der das gleichnamige Hotel in der vierten Generation leitet. 50 Jumeleure der Sektionen Bonn und Koblenz und einige Gäste waren der Einladung zum Neujahrsempfang gefolgt und lauschten hoch interessiert seinem Eröffnungsvortrag.

Schon Anfang des 17ten Jahrhunderts betrieb die Familie Dreesen einen Gasthof im Ortskern von Rüngsdorf und versorgte von dort aus Gäste, Schiffsführer, Personal und Treidelknechte mit Speisen und Getränken. Weil das Geschäft sich gut entwickelte, wurde direkt am Rhein eine kleine Dependance errichtet.

Anfang der 1890er Jahre gibt der „erste Fritz“ einen repräsentativen Neubau im wilhelminischen Stil in Auftrag, der am 03. Mai 1890 als „Rheinhotel Dreesen“ offiziell eröffnet wird.  Alleinstellungsmerkmal für die damalige Zeit war die allabendliche Beleuchtung des gesamten Komplexes mit elektrischem Licht. Das neue Hotel mit Blick auf Rhein und Siebengebirge – den auch wir während der Veranstaltung genießen konnten – wurde schnell zum Treffpunkt der „Reichen und Schönen“. Auf den Gästelisten findet man die Industriellenfamilien Haniel und Krupp, Reichskanzler Bernhard von Bülow, Kronprinzessin Cäcilie und nicht zuletzt Kronprinz Wilhelm, der hier ab und zu Militärkonzerte dirigierte.

Der erste Fritz starb früh im Alter von 53 Jahren und seine Söhne Fritz und Georg führten die Geschäfte weiter. Die hatten mit den wirtschaftlichen Folgen des 1. Weltkriegs und existenzbedrohenden Hochwasserkatastrophen zu kämpfen, aber der Hotelkomplex wurde modernisiert und erweitert und das „Weiße Haus“ am Rhein wurde wieder Treffpunkt für prominente Gäste wie Reichspräsident Ebert und Paul Hindenburg.

Nach seinem ersten Besuch des Hotels 1926 – noch als staatenloser Schriftsteller – zog es Hitler in der Folge öfters ins Hotel Dreesen. So wurde hier mit Goebbels und Leibwächter Dietrich 1934 der Röhmputsch vorbereitet und im September 1938 die vermeintliche Lösung der Sudetenkrise mit dem britischen Premierminister Chamberlain verhandelt.

Das Hotel wird zwar nicht durch unmittelbare Kriegseinwirkung beschädigt, aber doch infolge diverser Beschlagnahmungen in Mitleidenschaft gezogen. Der größte Teil des Inventars geht verloren. Zu Kriegsbeginn dient es als Sitz eines Armeeoberkommandos, 1944-45 sind internierte französische Offiziere untergebracht und am 7. März 1945 bezieht der deutsche General Schimpf die Räume und übergibt am nächsten Tag die Stadt Godesberg kampflos den amerikanischen Truppen, deren Oberkommandierender und späterer US-Präsident General Eisenhower das „Dreesen“ für eine Woche zu seinem Hauptquartier macht. Danach wechseln sich Beschlagnahmungen von amerikanischen, englischen und belgischen Truppen ab bis es 1949 endlich mit einer grundlegenden Sanierung zum repräsentativen Quartier des französischen Hochkommisars Andre Francois-Poncet wird.

Endlich im September 1952 endet die Phase der Beschlagnahmungen und der normale Hotelbetrieb kann wieder aufgenommen werden. Die Tatsache, dass Bonn zur vorläufigen Hauptstadt der Bundesrepublik bestimmt wird, macht das Hotel zu einer beliebten Konferenz- und Tagungsstätte für Politiker aus aller Welt. Aber auch Lobbyisten, Geschäftsleute, Wissenschaftler, Kulturschaffende und Sportler geben sich hier ein Stelldichein. Für uns Jumeleure war es interessant zu hören, dass der deutsch-französische Freundschaftsvertrag von Robert Schuman, Jean Monnet und Konrad Adenauer hier verhandelt wurde.

Weiterhin erzählte uns Herr Dreesen, dass er gerade 22jährig völlig unvorbereitet durch den plötzlichen Tod seines Vaters im Jahre 1972 die Führung des Hotels übernehmen musste. In seine Amtszeit fiel das Jahrhunderthochwasser zu Weihnachten 1993 und die große Herausforderung durch den Umzug von Bundestag und Regierung nach Bonn. „Seit dem Weggang der Regierung aus Bonn haben wir 100 Prozent unserer Gäste verloren aber Gott sei Dank 105 Prozent dazugewonnen“.

Besonders bekannt wurde das Hotel Dreesen in jüngster Zeit durch den Roman „Das weiße Haus am Rhein“ der Autorin Helene Winter. Die zweiteilige Verfilmung der Hotelgeschichte  wurde im Oktober 2022 in der ARD ausgestrahlt.

Mit den Worten: „Ich wünsche Ihnen heute Mittag einen angenehmen Aufenthalt in unserem Hotel und dass Sie mit unserem Service und unserer Küche zufrieden sind, denn nicht die hundertjährige Geschichte sondern nur zufriedene Kunden sichern den Fortbestand unseres Hauses“, beendete Fritz Dreesen seinen interessanten Vortrag.

Neujahrsempfang 2023
(Quelle: EuroJD Sektion Bonn)

Und mit fröhlichen, zufriedenen Gesichtern konnten wir gegen 16:00 Uhr die Heimfahrt antreten.

(Quelle: F. Dreesen / G. Bilgmann / W. Elz)